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Sonntag, 1. Juli 2012

Höhenmeter fressen

Anfangs des Jahres habe ich mich wieder für den Chiemgauer 100er angemeldet. Und dort sollte man natürlich nicht ganz unvorbereitet hingehen. Ein paar weitere Höhenmeter müssen noch in den Trainingsplan, und mit drei Tagen Zeit machte ich mich mal wieder auf in mein Trainingsrevier.

Tag 1

Zum Auftakt also eben wieder einmal die große Runde um den Wetterstein. Der Herdenauftrieb des Zugspitze-Ultratrails fand ja erst letztes Wochenende statt, da müssten die Wege gut eingelaufen sein ;-). Morgens um halb eins los, diesmal auch ohne Fotoapparat (immer die gleichen Bilder werden ja auch mal langweilig). Möglichst zügig durchkommen, um rechtzeitig vor den angekündigten Nachmittagsgewittern aus dem Gröbsten raus zu sein.

So der Plan. Morgens um halb sieben war ich gerade am höchsten Punkt der ganzen Strecke angelangt, als mir jemand mit gewaltigem Rumpeln zu verstehen gab, dass dies nicht ganz so funktionieren würde. 300 Höhenmeter ziemlich zügiger Downhill brachten mich zu einer kleinen Hütte, die zwar verschlossen war, unter deren Vordach ich das Ganze aber trocken und einigermaßen sicher vorbeiziehen lassen konnte. Hat eine ganze Stange Zeit gekostet, bis die Donnerei weit genug weg war, und nur noch der Regen übrig war. Regenklamotten hatte ich dabei, aber es war jetzt ganz schön rutschig.

Eine Stunde später kam wieder die Sonne raus und heizte die Szenerie gehörig auf, vor allem auf der Strecke im Tal von Leutasch bis Mittenwald. Die Markierungen der Veranstaltung waren teilweise noch zu sehen, und ich folgte denen soweit noch sichtbar. Eigentlich dachte ich, ich kenne die Strecke, aber es gibt wohl ab und zu kleine Veränderungen. Einmal habe ich den falschen Forstweg genommen und musste wieder zurück.

Der letzte Anstieg zum Kreuzeck war wieder mal zäh. Auch weil im Partnachtal ein Hauch von Subtropen wehte, und mich am Beginn der Steigung Geschwader von Bremsen angriffen. Davonlaufen kann man denen nicht, schon gar nicht berghoch. Also immer wieder stehenbleiben, warten, bis sich eine gesetzt hat, und dann rechtzeitig zuschlagen. Das klingt jetzt nicht sehr tierlieb, aber diese Dinger wecken in mir den Killerinstinkt. Ich bleibe doch gerne am Ende der Nahrungskette ;-). Wenn fünf gleichzeitig kommen, dann wird das aber ein anspruchsvoller Zeitvertreib. Und zweimal haben sie mich doch erwischt.

Die etwas unlogische Schleife über den Osterfelderkopf hätte meinen Plan für den Abend durcheinandergebracht, und so habe ich mir diese wieder mal gespart. Dafür gönnte ich mir nach dem finalen Abstieg noch ein Vollbad im Hammersbach. Brrrr!

Trotz Weglassen des Osterfelderkopfes zeigte der Track später beinahe die Kilometer- und Höhenmeterzahl des offiziellen Kurses. Der ist allerdings nirgends detailliert veröffentlicht, vermutlich, da Änderungen im Vergleich zum Vorjahr gemacht wurden und sich keiner der Teilnehmer zu fix "einschießen" soll. Wieder mal war ich fast 21 Stunden unterwegs. Auch wenn ich Gewitterpause und Eisbad abziehe, den schwereren Rucksack wegen der kompletten Eigenversorgung, den ab und zu hängenden Magen (die Riegel haben doch nicht ganz gereicht) und die spezielle Motivation bei einem Rennen mit anderen Teilnehmern in Betracht ziehe und dann vielleicht 3 oder 4 Stunden rausholen könnte, finde ich es doch immer wieder sehr bemerkenswert, wie man so ein Ding in 11 Stunden durchrennen kann.

Tag 2

Nach einer Nacht im Schlafsack auf einer überdachten Bank in der Nähe von Grainau wollte ich dann am Samstag testen, wie gut die Regeneration geklappt hat. Nach dem Frühstück ein kurzes Stück mit dem Auto nach Lermoos. Dort stand der Daniel auf dem Programm. Wer mal von Garmisch Richtung Fernpass gefahren ist, hat dessen Nordostseite vielleicht schon als "steilen Zahn" über dem Wald aufragen sehen. Ich war noch nie oben, und da wurde es mal Zeit. Aber erstmal der Blick nach gegenüber, zu Sonnenspitze und Wampertem Schrofen. Über das Joch rechts führt dieses Jahr die 4-Trails-Strecke.



Die Oberschenkel fühlten sich gut an, und für die 500 Höhenmeter zur Tuftlalm brauchte ich 35 Minuten. Keine Spitzenzeit, aber ich war doch ganz zufrieden. Recht zügig konnte ich auch weiter, auf dem Verbindungsgrat von der Uppsspitze (heißt wirklich so) zum Daniel machte ich dann sicherheitshalber doch langsam.




Kurze Gipfelpause, dann zurück und auf die Uppsspitze. Richtig Spass machte dann der Abstieg über den sogenannten "Grünen Upps". Vor allem weiter von der Tuftlalm ins Tal, 500 Meter runter in 15 Minuten. Ein idealer Weg zum rennen, springen, Wanderern ausweichen. Zeit für die schönen Dinge am Wegrand muss trotzdem bleiben.



Nachdem inzwischen gerade mal Mittag war bin ich noch ein Stückchen Richtung Fernpass gefahren. Zweiter Gipfel für heute war der Hochwannig. Dort ging es erstmal auf unendlich scheinenden Kehren eines Fahrweges hoch zu einer Alm. Immerhin war die Aussicht schön, hier die Zugspitze von Süden.



Danach genau das Gegenteil: auf einem Pfad fast auf dem kürzesten Weg zum Gipfel. Im oberen Teil hatte ich das Gefühl, dass dieser Berg nur aus Geröll besteht. Nicht wirklich angenehm zu gehen (laufen kann ich bei der Steigung sowieso nicht mehr).



Das Gipfelkreuz hat wohl kürzlich trotz Blitzableiter etwas abbekommen. Da hätte ich nicht hier sein wollen.



Wieder runter rollte es ab der Alm auf dem Fahrweg eigentlich ganz gut. Wäre da nicht noch der gemeine Gegenanstieg kurz vor Schluss gewesen. Irgendwelche Wärmegewitter sind übrigens komplett ausgeblieben. Aber beschweren will ich mich darüber nicht :).

Tag 3

Jetzt fehlte mir nur noch ein Plan für Tag 3. Es sollte etwas gut Kalkulierbares sein, da heute ab frühem Nachmittag definitiv Schluss wäre mit dem Traumwetter. Früh los, schnell rauf, und zur Mittagszeit wieder unten sein. Und ein paar Höhenmeter sollten es auch nochmal werden. Nach einer erneuten Nacht im Schlafsack, diesmal auf dem Wanderparkplatz bei Hammersbach, und einem Start um halb fünf morgens wurde es dann ein "Quickie" auf die Zugspitze. Wie üblich durch die Höllentalklamm ...



 ... über die kleine Wand mit "Leiter" und "Brett", zwei ziemlich bekannte und interessante Wegstellen, ...



... hoch auf den Gipfel.



Ich lag zwar eine halbe Stunde über meiner eigenen Bestzeit. Angesichts der etwas schwereren Bergstiefel, die ich wegen eventueller Restschneefelder im Klettersteig angezogen hatte, war ich aber jetzt nicht so enttäuscht. Die Lauferei ist damit auf den flacheren Strecken doch ziemlich holprig. Auf dem Weg nach unten Richtung Eibsee und der anschließenden Strecke zurück zum Parkplatz merkte ich aber schon, dass jetzt auch genug war. Dieser kleine Kerl lief mir dabei noch über den Weg.



Ein kurzer, aber intensiver Ausriss aus dem Alltag. Den Körper auspowern, aber doch die Batterien auftanken. Man muss es nur tun, es liegt vor der Haustür. Das geht sicher auch anderswo.


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