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Montag, 26. November 2012

November, die Letzte

Am Wochenende keine Zeit, und ab Dienstag ist schlechtes Wetter angekündigt. Montag nochmal föhnig in den Nordalpen. Aber für was hat man Resturlaub?

Eine etwas längere Runde soll es werden. Und da zumindest in den Nordhängen schon einiges an Schnee liegt, will ich nicht groß experimentieren und wähle mal wieder die Zugspitz-Ultratrailstrecke. Höher hinaus geht es da ja im Wesentlichen auf der Südseite des Wettersteins, und Süden = Sonne = schneefrei, so denke ich jedenfalls. Ich finde sogar den "offiziellen" GPX-Track der Veranstaltung und lade den noch auf's Smartphone.

Eigentlich ist es ziemlich schräg, Ende November abends um sechs in die Berge zu starten. Aber ich bin ja auch eine Weile unterwegs, ein paar Nachtstunden sind bei der Streckenlänge ja sowieso dabei, also am besten gleich am Anfang. Ein paar Minuten nach sechs verlasse ich also in Grainau das Auto. Es ist natürlich schon dunkel, aber immerhin begleitet mich noch ein halber Mond. Die Stirnlampe brauche ich natürlich trotzdem.

Den Weg durch den Wald auf dem Höhenweg zum Eibsee, dann nach oben Richtung Ehrwald kenne ich ja schon. Allerdings nehme ich diesmal nicht den Kurs über die Hochtörlenhütte, sondern, der Veranstaltungsstrecke folgend, zunächst den Abzweig Richtung Wiener-Neustädter Hütte, und etwas später dann den Weg zur Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn. Im oberen Bereich dieses Übergangs liegt noch Schnee auf der Strecke, da geht es etwas zäher. Ansonsten bin ich ganz gut unterwegs, und kann bis jetzt beinahe alle Steigungen laufen. Die Stimmung der Landschaft im Mondlicht hat schon etwas. Leider taugt der Rucksack als Behelfsstativ nur bedingt, und auch die Wolken ziehen ziemlich schnell.




Unter mir liegen Ehrwald und Lermoos.



Die Sonnenspitze. Zu der Tageszeit natürlich eher düster.



An der Ehrwalder Alm mache ich eine kurze Pause und werfe zwei Fruchtriegel ein. Dann geht es weiter zum Feldernjoch. Wie erwartet hat es hier nur ein paar Schneereste.

Am nächsten Sattel ändert sich das Bild aber von einem Meter auf den anderen. Ich hatte nicht bedacht, dass die Abstiege eigentlich ostseitig sind, und durch die südseitig vorgelagerten Gipfel wie Predigtstein und Gehrenspitze abgeschattet werden. Hier liegt also noch genug Schnee herum. Auf dem Weg zum Steinernen Hüttl gibt es glücklicherweise noch eine Spur. Vom nächsten Joch Richtung Rotmoosalm wird es aber schon ein wenig spannender. Bei der Hämmermoosalm gibt es wieder eine Esspause. Danach die erste Luft irgendwie raus, auch bei weniger steilen Anstiegen falle ich ins Gehtempo.

Ab dem Scharnitzjoch wird es dann ziemlich abenteuerlich. Der Mond hat sich irgendwohin verzogen, und ich finde nur eine Spur, die nicht dem eigentlichen Weg folgt. Sieht aber vernünftig aus, also folge ich ihr. Nach einem grasigen Abschnitt geht sie aber nicht mehr weiter. Inzwischen befinde ich mich in irgendeinem der Einschnitte, die ins Puittal hinunterführen. Ich stelle fest, dass ich am Bachbett entlang nicht durchkomme, also bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder dorthin aufzusteigen, wo der Weg verlaufen sollte. Wenigstens sind die steilen Grasschrofen festgefroren, so dass die Trailschuhe guten Griff haben. Wo Schnee liegt, kann ich den Harschdeckel durchtreten, und darunter ist es auch ganz griffig. Ab und zu sinke ich eben bis zu den Knien ein.

Endlich finde ich wieder eine vernünftige Spur, die grob dem Sommerweg folgt. Jetzt muss ich nur noch so zügig wie möglich nach unten, denn es ist inzwischen empfindlich kalt. Bei einigen Minusgraden pfeift ein ganz ordentlicher Wind vom Joch runter. Und da ich nur "einfache" Trailschuhe anhabe, findet der Schnee durch das Meshgewebe den direkten Weg zu meinen Zehen. Nettes Gefühl, wenn die so langsam wieder warm werden!

Auf dem Weg runter nach Leutasch wird es dann hell. Das motiviert wieder etwas, aber damit bin ich auch knapp drei Stunden über meinem Zeitplan. Die Wegsuche und die nötige Vorsicht haben doch ganz schön gekostet.

Über dem Hauptkamm liegt schon eine dicke Wolkenwalze.



Und hinter der Reither Spitze lässt sich schon die Sonne erahnen.



 Auf dem Weg nach Mittenwald bin ich dann richtig fertig. Obwohl es hier weitgehend flach ist, brauche ich längere Gehpausen, und auch sonst stolpere ich ziemlich daher. Vielleicht macht sich die Müdigkeit bemerkbar, oder es ist die anhaltend notwendige Konzentration beim Laufen mit der Stirnlampe in der vergangenen Nacht. Als die Wände um das Berglental von der Morgensonne vergoldet wird, muss trotzdem der Foto raus.



Irgendwie schaffe ich es bis Mittenwald, und hier geht es wieder etwas aufwärts. Mit dem Gelände, aber auch mit meiner Stimmung. Eine dreiviertel Stunde später bin ich am Ferchensee, heute eine menschenleere Idylle.
 


Was folgt ist ein ziemlich weiter Weg auf Forstwegen. Es ginge natürlich auch "trailiger", aber der Streckenchef des ZUT wird seine Gründe gehabt haben. Einmal zieht mich die Macht der Gewohnheit doch auf einen schmalen Pfad Richtung Schachen, und prompt ist es falsch. Kleiner Umweg, und ich bin wieder auf Kurs. Runter zur Partnach hat die Strecke doch wieder Steig-Charakter. Vorher öffnen sich aber noch schöne Ausblicke auf die Alpspitze und ihre Ostflanke.



Im Partnachtal angekommen spare ich mir den kleinen Schlenker hoch zur Partnachalm, wo sich beim ZUT eine Verpflegungsstelle befindet, und mache mich direkt an den Aufstieg zum Kreuzeck über die Laubhütte. Das geht zum Schluss so zäh, dass ich zur Motivation irgendwann anfange, die Spitzkehren herunterzuzählen, obwohl ich nicht weiß, wie viele es noch sind. Aber nach 15 bin ich oben. Laut GPS-Track sind es insgesamt 28.

Jetzt ist es halb vier, und ich habe kein großes Bedürfnis, im Dunkeln zurückzukommen. Deshalb spare ich mir auch dieses Mal die Schleife über die Gipfelstation der Bergbahn am Osterfelderkopf und wähle direkt den Weg nach Hammersbach. Auf dem Weg zum Auto packt mich nochmal der Ehrgeiz und ich gebe etwas Gas auf dem letzten Kilometer.

Wieder einmal durfte ich erfahren, dass auch eine unter guten Bedingungen technisch nicht sehr schwierige Strecke zur Herausforderung werden kann. Und dann sollte man die nötigen Reserven auch noch abrufen können.

So, das war es für den November mit der In-die-Berge-Rennerei. Diese Woche soll es ja erstmal runterschneien bis ins Tal, danach schaun mer mal.

Sonntag, 18. November 2012

Trailrunner's Runday an der Kampenwand

Trailschnittchen hatte wieder zum "Trailrunner's Runday" gerufen, diesmal mit Treffpunkt in Hohenaschau unter der Kampenwand. Nach der gestrigen Tour im Wilden Kaiser bin ich deshalb direkt hierher gefahren, und habe der Einfachheit halber im Auto übernachtet. Das bin ich wohl nicht mehr wirklich gewöhnt, also war die Nacht etwas unruhig, und ich schäle mich ein bisschen steif aus dem Schlafsack. Erstmal warme Klamotten an, denn es hat etwas Frost, und der Wind bläst auch unangenehm.

Dann vertilge ich zum Frühstück eine große Schale Müsle und ein paar Bananen. Etwas zu früh bin ich am großen Parkplatz, auf dem man sich trifft. Etwas später trudeln dann aber die ersten ein, und gegen zehn tummeln sich über dreißig mehr oder weniger bunt gekleidete Typen (und Typinnen).

Um zehn setzt sich der ganze Tross dann in Bewegung, auf dem üblichen Wanderweg zur Gipfelstation der Kampenwandbahn. Klar, dass weiter oben nicht der geteerte Fahrweg genommen wird, sondern der Pfad über die Skipiste.



Bei der Größe zieht sich die Gruppe natürlich auseinander. Deshalb wird an Wegkreuzungen wieder gesammelt. Die Schnelleren machen damit eben Intervalltraining.

An der Bergstation bläst es dann ganz schön. Nach kurzer Pause geht es deshalb weiter, auf dem Panoramaweg zur Steinlingalm. Nach kurzem Anstieg geht es dorthin gleichmäßig bergab, man kann es also richtig schön laufen lassen.

Die Kampenwand selbst bleibt rechts liegen, und wir machen uns gleich weiter Richtung Hochplatte. Das sind Trails vom Feinsten: schmal, steil, einfach schön. Es macht Spaß, mit der wilden Horde dort rumzurennen.



Nach einem Intermezzo auf Forstwegen folgt dann der finale Downhill nach Hohenaschau. Die inzwischen zahlreicheren Wanderer schauen etwas komisch, als der fünfte, sechste, siebte, achte mit beträchtlichem Tempo an ihnen vorbei talwärts stürzt. Und da kommen ja noch ein paar.

Ähnlich verdutzt schaut dann die Crew des Cafes in Aschau, wo der Großteil der Gruppe sich nach den 24 Kilometern und über 1400 Höhenmetern zur Stärkung einfindet. Mit Germknödel und Kuchen werden die Kohlenhydratspeicher aufgefüllt, bevor sich das Ganze wieder in alle Himmelsrichtungen zerstreut.

Ein schöner Tag mit vielen netten Leuten. Hoffentlich habe ich auch das nächste Mal wieder Zeit. Viel mehr Fotos des Events gibt es übrigens bei uptothetop.


Samstag, 17. November 2012

Besuch beim Kaiser

Während im Flachland meist der Nebel herrscht, scheint in den Bergen die Sonne. Wenn das kein Grund für einen Wochenendausflug ist! Da ich am Sonntag mit einigen anderen Trailrunnern an der Kampenwand unterwegs sein will, soll es am Samstag schonmal grob in diese Richtung gehen.

Ich schaue mir am Freitagabend die Karte vom Wilden Kaiser an und habe schon eine ungefähre Idee. Wie wenn er es geahnt hätte, ruft genau in der Zeit ein Bergspezl an. Ein paar Minuten später steht unsere Planung.

Heute morgen treffen wir uns also kurz vor neun auf dem Wanderparkplatz beim Jägerwirt etwas oberhalb von Scheffau. Keine Lauf- sondern normale Bergtourenausrüstung. Obwohl die Südseite schneefrei aussieht, haben wir vorsichtshalber die Steigeisen in den Rucksack gepackt.

Mein Begleiter hat in diesem Jahr beinahe schon 200000 Höhenmetern in den Beinen, und so sind wir hoch zum Scheffauer ziemlich zügig unterwegs. Für Mitte November ist es ungewöhnlich warm, und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Fotopausen müssen aber trotzdem sein.



 Die Aussicht über das Inntal ist auch an diesem Wochenende phänomenal.



Im Osten liegt unsere weitere Tour vor uns: über die Hackenköpfe, Wiesberg und Kopfkraxen zum Sonneck.



Ein sehr schöner Grat führt dorthin. Nur ab und zu etwas ausgesetzt. Wenn der Weg den Grat verlässt, dann nur in die Südflanke, nur selten in die verschneite Nordseite. Leichte Kraxelstellen im 1. und 2. Grad, meist in gutem Fels, würzen das Ganze. Im Bild der Blick zurück zum Scheffauer.



Ganz hinten schauen die Hohen Tauern zu uns rüber.



Im Norden ist's schattig.



Und so passieren wir ein Gipfelchen nach dem nächsten. Westlicher, Mittlerer, Östlicher Hackenkopf, Wiesberg, Kopfkraxen. Beim Übergang zum Sonneck müssen wir doch ein Stück auf der Nordseite absteigen. Das dort vorhandene Stahlseil liegt für einige Meter unter Schnee. Schon spannend, ausrutschen darf man hier nicht. Aber es geht auch ohne die Eisen unter den Schuhen. Auf dem Rückweg dürfen wir dort auch wieder hoch und passieren nochmal den Kopfkraxen, denn erst danach zweigt der Weg nach unten ab. Beim Sonnenuntergang kommt natürlich die Kamera nochmal ausgiebig zum Einsatz.




Noch eine halbe Stunde mit Stirnlampe, dann sind wir wieder am Parkplatz. In Scheffau wird nochmal Halt gemacht, damit jeder von uns noch eine Portions Schweinshaxe mit Knödel und Kraut vertilgen kann.

Dann fahre ich von Kufstein direkt nach Aschau. Da es schon spät ist und ich keine Lust mehr auf die Suche nach einer Unterkunft habe, wird seit Langem wieder einmal in der "Pension Kombi" übernachtet. Rückbank umgelegt, Isomatte und Schlafsack drauf, und gute Nacht! Beinahe bequem.

Samstag, 3. November 2012

Auch vor der Haustür ist's schön

Es müssen nicht immer die großartigen Ausflüge sein. Manchmal liegt die Idylle einfach vor der Haustür. Ein sonnendurchfluteter Weg unter dem letzten gelben Laub.



Noch ein Hauch von Grün am Fluss.



Ein goldenes Dach über dem Single Trail an der Amper.



Oder ein farbig schillernder Spätherbstwald.



Keine schwierigen Wege. Keine Höhenmeter. Und trotzdem schön.

Freitag, 2. November 2012

Föhn, da bläst er!

Allerheiligen ist in Bayern ein Feiertag, dieses Jahr ein Donnerstag, der Freitag ist also ein gefangener. Ideal also, um ihn zu befreien, also aus Freyas Tag einen Frei-Tag zu machen. Was anfangen damit? Der Wetterbericht kann sich im Vorfeld nicht richtig entscheiden, ob sich der Föhn durchsetzen wird oder nicht, sieht aber nicht schlecht aus. Ich habe keine Lust, groß zu planen, ziehe also eine gut bekannte Runde aus dem Archiv: rund um den Walchensee.

Start zu sehr christlicher Zeit, um halb acht am Kesselbergpass. Der verhindert, dass sich der Walchensee über das schöne Bayernland ergießt. Na ja, eigentlich sorgt dafür ja der riesige Waller auf dem Grund des Sees, der das ganze geologische Gefüge intakt hält, solange er sich in seinen Schwanz festgebissen hält. Und damit das so bleibt, wird jedes Jahr ein goldener Ring in den See geworfen.

Waller hin oder her, am Himmel regieren noch die Wolken.




Und am Herzogstandhaus sieht es noch ziemlich weiß aus.




Ab und zu dringt etwas Sonne durch die Wolken und spielt mit der Wasseroberfläche.



Auf dem Gipfel des Herzogstands bläst ein ziemlicher Wind, und über dem Wetterstein wird es schon blau.




Der Übergang zum Heimgarten ist verschneit. Aber wie so oft auf den "Münchner Hausbergen" gibt es eine ganz brauchbare Spur. Zwar mit dem Neuschnee der letzten Nacht bedeckt, aber ganz gut geh- beziehungsweise laufbar. Nur an ein paar Stellen ist Eis drunter, da muss ich etwas aufpassen.



Vor allem auf dem Weg vom Herzogstand zum Grat runter.



Schöne Tiefblicke zum Kochelsee.



Ist jetzt die Sonne in den See gefallen? Nein, aber die Spiegelung ist blendend hell.



Das Spiel von Sonne und Wolken ist einfach schön.



Der Heimgarten ist noch fast ganz in Wolken. Aber man spürt den Föhn schon ordentlich blasen.



Und ab und zu reißt es ein Loch in die Watteschicht.



Wieder unten im Tal, benutze ich die wenig "trailige" Mautstraße am gegenüberliegenden Seeufer. Zu Experimenten in den dahinter liegenden Hügeln ist heute keine Zeit. Über mir wird es immer blauer, unten deshalb die übliche Kulisse. Der Jochberg ist noch ganz schön weit weg.



Wieder am nördlichen Seeende angekommen modifiziere ich die Runde etwas. Ein, zwei Kilometer weiter Richtung Jachenau bringen mich zunächst auf das Sträßchen nach Sachenbach, später einen Pfad hoch zum Jochberg. So so, der Maxl ist also für die schweißtreibende Steigung der Straße verantwortlich.



Auf dem Pfad muss ich dann sorgfältig auf den Weg achten, der sich unter dem Laubteppich manchmal kaum von der Umgebung abhebt.



Zieht sich ganz schön, bis ich endlich an der Alm und schließlich auf dem Gipfel bin. Aber es hat sich gelohnt. Ich weiß nicht, ob ich schon einmal eine so klare Sicht auf das Alpenvorland gehabt habe wie heute auf dem Jochberg. In München kann ich sogar einzelne Gebäude sehen.



Aber auch der Blick nach Süden kann sich sehen lassen.



Oder der zur nahen Benediktenwand.



Einfach traumhaft heute.



Tja, das war's. Noch eine Hatz hinunter zum Parkplatz, da mein Aufenthalt auf dem Jochberggipfel aus naheliegenden Gründen länger ausgefallen ist. Um vier will ich mich mit Bekannten in München treffen. Und ich muss am Auto noch aus den Laufklamotten raus und mich mit einem "Schneebad" gesellschaftsfähig machen :-).